geb. Hübner | 1618-1679 |
Montanunternehmerin im Erzgebirge | Schneeberg
Rosina Schnorr zählt zu den bedeutenden Frauen des erzgebirgischen Montanwesens im 17. Jahrhundert. Sie wurde am 7. Oktober 1618 als erstes Kind von Rosina, geb. Meusel, und Zacharias Hübner (Bürger, Handelsmann, Fleischhacker) in Schneeberg geboren. Ihre Eltern verstarben, als Rosina zwischen 14 und 15 Jahren alt war. Sie und ihre jüngeren Geschwister wuchsen unter Vormundschaft in Eibenstock auf.
Mit 17 Jahren heiratete sie den Bürger, Handelsmann und Teilhaber von Bergwerken Veit Hanns Schnorr. In den zwölf Jahren ihrer Ehe bekamen sie fünf Kinder, drei Töchter und zwei Söhne. 1648 wurde ihr Ehemann nach dem Besuch der Leipziger Messe im Auftrag des russischen Zaren entführt und in Bergwerken an der astrachanischen Grenze, im heutigen Russland, als Bergwerkskundiger eingesetzt. Erst nach 16 Jahren gelang ihm die Flucht, auf der er jedoch verstarb. Rosina Schnorr heiratete nicht wieder, stand jedoch, wie damals obligat, als Frau unter männlicher Vormundschaft.
In dieser Zeit erzog und förderte Rosina Schnorr nicht nur ihre Kinder, sondern führte auch die Geschäfte erfolgreich weiter und mehrte das Vermögen durch umsichtige Unternehmensführung. In einer von Männern dominierten Geschäftswelt setzte sie sich gewinnbringend als Unternehmerin durch und übervorteilte auch einmal ihre Konkurrenten mit geschickten Geschäftspraktiken. Dies brachte ihr auch Missgunst, Neid und Anfeindungen ein.
1653 schloss sie den Kobaltkontrakt mit Sebastian Oehme und Erasmus Schindler, der vom Kurfürsten Johann Georg I. bestätigt wurde. Dieser sicherte ihnen ein Monopol für die Kobaltverarbeitung in ihrem Blaufarbenwerk zu. Außerdem war sie an der ersten erzgebirgischen Blechkompanie (Blechhammerwerk) beteiligt, wodurch sie ebenfalls eine Monopolstellung erhielt.
In der Leichenpredigt über Rosina Schnorr wurde ihre Mildtätigkeit und Barmherzigkeit gegenüber den Armen betont. Der Stadt Schneeberg stiftete sie 1677 die Summe von 2.000 Gulden für die Errichtung eines Waisenhauses, das vier Jahre nach ihrem Tod auf der oberen Etage des Hospitals in Schneeberg eingerichtet wurde. Sie selbst nahm die Kinder ihres Hamburger Geschäftspartners Friedrich Henning nach dessen Tod auf.
Durch Krieg, Plünderung und Seuchen musste Rosina Schnorr auch wirtschaftliche Krisen und Not verkraften, hinzu kamen familiäre Schicksalsschläge. So musste sie den Tod mehrerer Kinder und Enkelkinder betrauern. Auf dem Schneeberger Friedhof ließ Rosina Schnorr eine Familiengrabstätte errichten, die noch heute erhalten ist. Am 11. November 1679 verstarb sie nach schwerer Krankheit im familiären Kreis in ihrer Heimatstadt Schneeberg. Rosina Schnorr war eine erfolgreiche Unternehmerin und gütige Frau. Durch Bildung und Geschick ermöglichte sie den finanziellen und gesellschaftlichen Aufstieg ihrer Nachkommenschaft. Dabei ließ sie das Gemeinwohl der Bürger/innen Schneebergs nicht außer Acht.
Autorin: Silke Riedel
Einweihung am 4. Oktober 2018 in Schneeberg
Zwölfte "frauenorte sachsen"-Gedenktafel in Schneeberg eingeweiht
Am 4. Oktober 2018 weihte der Landesfrauenrat Sachsen e.V. seine zwölfte und damit diesjährig letzte Gedenktafel im Rahmen des Projektes "frauenorte sachsen" ein. Diese befindet sich am Verwaltungsgebäude auf der Schulgasse 9 in Schneeberg und wurde Rosina Schnorr gewidmet.
Sie war eine erfolgreiche Montanunternehmerin im Erzgebirge, die durch Bildung und Geschick den finanziellen und gesellschaftlichen Aufstieg ihrer Nachkommenschaft sicherte.
Die Gedenktafel für Rosina Schnorr befindet sich am Verwaltungsgebäude in der Schulgasse 9 in Schneeberg.