LISA TETZNER

1894-1963

Zittau

Märchenerzählerin und Kinderbuchautorin


Foto: Natalie Alexath, Basel 1955, aus Privatbesitz Christiane Dornheim-Tetzner
Foto: Natalie Alexath, Basel 1955, aus Privatbesitz Christiane Dornheim-Tetzner

Lisa Tetzner wurde am 10. November 1894 als Tochter von Arthur und Frida Tetzner in eine Zittauer Arztfamilie geboren. Als Kind erkrankte sie an Keuchhusten und in Folge davon an einer Gelenkentzündung am Knie, blieb dadurch gehbehindert und von labiler Gesundheit. Sie erfand und erzählte eigene Geschichten. Von 1910 bis 1911 besuchte Lisa Tetzner das Mädchenpensionat „Ilsenhof“ in Dresden und anschließend von 1911 bis 1912 die Höhere Töchterschule in Zittau.

 

Gegen den Widerstand ihres Vaters zog Lisa Tetzner mit 19 Jahren nach Berlin und absolvierte von 1913 bis 1917 an der renommierten Sozialen Frauenschule eine Ausbildung zur Polizeiassistentin zur Betreuung gefährdeter Kinder und Jugendlicher. 1916 belegte sie zudem an der Max-Reinhardt-Schauspielschule und an der Universität Berlin Kurse für Stimmbildung und Sprecherziehung. Von 1918 bis 1921 reiste sie als Märchenerzählerin durch Thüringen, Schwaben und das Rheinland. Ihre Begegnungen verarbeitete sie in den Büchern „Vom Märchenerzählen im Volke“ (1919), „Aus Spielmannsfahrten und Wandertagen“ (1923) und „Im Land der Industrie zwischen Rhein und Ruhr“ (1923).

 

Während dieser Zeit lernte Lisa Tetzner den KPD-Politiker und Arbeiterschri steller Kurt Kläber kennen, den sie 1924 heiratete. Anfang der 1920er-Jahre erkrankte Lisa Tetzner an einer Hü gelenkentzündung, die zu einer dauerha en Versteifung des Gelenks führte. Dennoch war sie weiterhin als Märchenerzählerin und Schri stellerin tätig. 1927 wurde Lisa Tetzner als Leiterin der „Kinderstunde“ an den Berliner Rundfunk berufen und war schon bald für die Kinderprogramme verschiedener Sender zuständig. In dieser Zeit begann sie zunehmend Kinderbücher zu schreiben.

 

Kurz nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten floh Lisa Tetzner mit ihrem Mann 1933 in die Schweiz. Ihre Bücher wurden 1935 verboten, 1938 verlor sie ihre deutsche Staatsbürgerscha . Im Schweizer Exil schuf Lisa Tetzner ihr literarisches Hauptwerk. Zwischen 1933 und 1949 veröffentlichte sie ihre Buchserie „Erlebnisse und Abenteuer der Kinder aus Nr. 67. Odyssee einer Jugend“, die als wichtigstes deutschsprachiges Kinderbuch des Exils gilt. Darin schildert sie aus kindlicher Perspektive das Aufkommen und die Auswirkungen des Nationalsozialismus in Deutschland. Bücher von ihr wurden ins Englische, Schwedische, Dänische, Polnische, Hebräische und andere Sprachen übersetzt, waren Vorlage für zwei Spielfilme, ein Musical sowie eine mehrteilige japanische Zeichentrickserie.

 

1948 erhielt Lisa Tetzner die Schweizer Staatsangehörigkeit. Sie blieb zusammen mit ihrem Ehemann in der Schweiz und setzte dort ihre schri stellerische Arbeit fort. In ihrem Buch „Das Mädchen in der Glaskutsche“ (1957) verarbeitete sie ihre Erfahrungen mit Behinderung. Sie gab umfangreiche Märchensammlungen aus aller Welt heraus und übersetzte C. S. Lewis’ ersten Band der „Chroniken von Narnia“ ins Deutsche. Darüber hinaus war sie langjährig als Sprecherzieherin am Lehrerseminar Basel tätig. Als Mitbegründerin des Internationalen Kuratoriums für das Jugendbuch förderte sie die fantastische Kinderliteratur.

 

Am 2. Juli 1963 verstarb Lisa Tetzner in Lugano.

 

Autorin: Dr. Angelika Weirauch


Frauenorte-Tafel zu Ehren von Lisa Tetzner in Zittau eingeweiht.

 

Am 17. November 2023 haben wir unsere 37. Frauenorte-Tafel in Sachsen und die letzte Tafel für das Jahr 2023 in Zittau eingeweiht.

 

 

Es war ein schöner Abschluss für dieses Jahr. Wir bedanken uns besonders bei den Mitarbeiter*innen und Schüler*innen der Lisa-Tetzner-Schule, die ein tolles Programm sowie leckere Verpflegung vorbereitet hatten. Einen herzlichen Dank auch an Christiane Dornheim-Tetzner, die uns viel Persönliches über Lisa Tetzner, ihr Wirken und ihre Zeit in Zittau und der Schweiz erzählt hat. Abgerundet wurde die Einweihung durch Angelika Weirauch, Vorsitzende des Lebendiger leben! e.V. und Autorin des Tafeltextes, die eine kurze Lesung aus Tetzners Werk vortrug.

 

 Die Tafel ist ab sofort auf dem Geländer der Lisa-Tetzner-Schule Zittau, Goethestr. 28 in 02763 Zittau zu finden.

 

Impressionen von der Tafeleinweihung:

 


Pressestimmen:

  • Sächsische Zeitung am 20.11.2023: https://www.saechsische.de/zittau/lokales/lisa-tetzner-schule-tafel-5933504.html

 

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