geb. Liebscher | 1873-1950
Erfinderin, Unternehmerin
Dresden
Melitta Liebscher wurde am 31. Januar 1873 in Dresden als Tochter eines Verlagsbuchhändlers geboren. Sie heiratete den
Kaufmann Hugo Bentz, der in einem Warenhaus arbeitete, und hatte zwei Söhne. Die Familie lebte in der Dresdner Marschallstraße 31 und betrieb eine kleine Haus- und
Küchengerätehandlung. Hier tüftelte Melitta Bentz an einer neuen Art, Kaffee zu bereiten. Denn beim damals üblichen Aufbrühen geriet beim Trinken oft
Kaffeesatz in den Mund. Melitta Bentz baute einen Filter: Sie bohrte Löcher in den Boden eines Messingbechers und legte Papier auf den Boden. Dieser
Ur-Filter war der erste Melitta-Filter. Melitta Bentz entwickelte ihn weiter und meldete am 11. Juni 1908 Gebrauchsmusterschutz beim Kaiserlichen Patentamt
in Berlin an. Die Methode, den Kaffee mit einem Aufsatz und durch feines Papier zu filtern, wurde zur Geschäftsidee. Als Melitta Bentz ihre Firma „M. Bentz“ 1908 beim Dresdner Gewerbeamt
eintragen ließ, gab sie ein „Vermögen“ von 72 Reichspfennigen als Startkapital an.
Als Unternehmerin half Melitta Bentz tatkräftig mit, das Produkt zu vermarkten. Sie stand an Ausstellungsständen und führte das Kaffeekochen mit ihrem Filter vor.
Dabei verkörperte sie die findige Hausfrau, die anderen Frauen den Alltag erleichterte. Seit 1911 war der Name „Melitta“ als Warenzeichen geschützt. Filter und Filterpapier verkauften sich so
gut, dass die Familie 1914 neue Räume in der Dresdner
Wilder-Mann-Straße bezog. Hier bewährte sich Melitta Bentz, als ihr Mann Hugo und später auch der ältere Sohn während des
Ersten Weltkriegs (1914 –1918) eingezogen wurden. Sie führte die Firma allein durch die Kriegsjahre.
Die eher ungewöhnliche Konstellation, dass eine Frau ein Unternehmen gründete und mit leitete, endete 1923. Melitta Bentz schied aus der Gesellschaft aus, die Firma nannte sich nun „Bentz und Sohn“. Doch der eingeführte Markenname „Melitta“ für den Filter und das Filterpapier blieb erhalten. Als das Unternehmen 1929 seinen neuen Standort im westfälischen Minden bezog, leiteten Melitta Bentz’ Ehemann Hugo und ihre Söhne die Geschäfte; Melitta Bentz war in dem stark gewachsenen Betrieb mit rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Seniorchefin präsent. Vor allem ihr Name blieb prägend: 1939 entstand der charakteristische „Melitta“-Schriftzug, der wie handgeschrieben wirkt und bis heute das Markenzeichen des Unternehmens ist.
Melitta Bentz starb am 29. Juni 1950 in Holzhausen, einem Ortsteil der Stadt Porta Westfalica. Ihr Grab befindet sich auf dem Nordfriedhof Minden. Die Melitta-Werke erlebten unter Melitta Bentz’ Sohn Horst in den Zeiten des Wirtschaftswunders in den 1950er- und 1960er-Jahren einen enormen Aufschwung – mit Kaffeefiltern und -papier, den Hauptprodukten, die auf Melitta Bentz’ Ideen beruhten – und mit Haushaltsprodukten vom Geschirr bis zum vakuumverpackten Kaffee. Heute bietet die Melitta Gruppe Markenprodukte rund um Kaffee und Tee sowie für den Haushalt.
Das Fundament für diese erfolgreiche Entwicklung seit mehr als 100 Jahren legte Melitta Bentz 1908 in Dresden mit der Erfindung des Kaffeefilters.
Autorin: Mechthild Hempe
Zwanzigste frauenorte-Gedenktafel in Dresden eingeweiht.
Am 29.06.2020 wurde feierlich eine Gedenktafel zu Ehren Melitta Bentz‘, der Erfinderin des modernen Kaffeefilters, an der ehemaligen Produktionsstätte der Firma in Dresden Trachau eingeweiht. Wir haben uns sehr über das große Interesse und die vielen Gäste gefreut. Die Tafel ist nun für alle Interessierten auf der Wilder-Mann-Straße 13A in Dresden zu finden.
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