marianne bruns

1897-1994

Schriftstellerin und Dichterin

Freital


Quelle: Deutsche Fotothek / Klaus Morgenstern
Quelle: Deutsche Fotothek / Klaus Morgenstern

„ … Dichter, Bote, der Getrenntes bindet,
der, was zwischen Lebenden sich regt,
zarten Sinnes hin und wider trägt
und das Glimmende zu Feuer zündet!

 

Möchte Ohr und Geist und Sprache reifen,
daß er treulich, herzhaft, stark und frei
und im Schwebenden behutsam sei!
Und sein Botenlohn sei Weltbegreifen.“

 

(aus Marianne Bruns’ Gedicht „Dichterberuf“)


Marianne Bruns wuchs in einer Kaufmannsfamilie in Breslau (heute: Wrocław) auf, wo sie sich zunächst einem Gesangsstudium widmete. Bald stellte sie fest, dass die Begabung ihren eigenen hohen Ansprüchen nicht genügte und brach die Ausbildung ab. Von der Schriftstellerin Eva Schumann (1889–1973) aus dem Umfeld der Zeitschrift „Der Kunstwart“ (Dresden/München, 1887–1937) und anderen ermutigt, wandte sie sich dem Schreiben zu.

 

In dieser Zeit wurde sie durch die Freundschaften mit jüdischen und sozialdemokratischen Kunstschaffenden geprägt, die ihr zudem das neue Medium Radio nahebrachten, für das sie bis 1933 Beiträge verfasste. Ab 1923 übernahm sie die Leitung des väterlichen Industrie-Unternehmens in Breslau. Ihre ersten Erzählungen und Romane erschienen in der „Kunstwart“- Bücherei. Nach 1933 musste sie miterleben, wie jüdische und sozialdemokratische Intellektuelle verfolgt wurden und zog sich in die innere Emigration zurück. Sie veröffentlichte Kinderbücher und zeitlose, psychologisch genau gearbeitete Romane wie „Jan und Trine laden ein“ (1933) und „Über meine grünen Gärten fliegen die Schwalben“ (1943). Als Geflüchtete kam sie nach Dresden und fand nach dem 13.02.1945 ihre Heimat in Freital, wo sie ein ganz ihrem Werk verpflichtetes, einfaches Leben führte. Sie schrieb Kinder- und Jugendbücher, historische und zeitgenössische Romane, Erzählungen, Novellen und Gedichte.

 

Marianne Bruns wurde vielfach geehrt, unter anderem mit dem Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden und dem Kunstpreis des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. In ihren Büchern setzte sie sich oft mit der Rolle und den Möglichkeiten von Frauen in der Gesellschaft auseinander, so in dem historischen Roman „Uns hebt die Flut“ (1952), in dem sie Arbeiterinnen-Schicksale mit dem Wirken historischer Persönlichkeiten wie Käthe Kollwitz und Clara Zetkin verknüpfte.

 

Seit seiner Gründung 1946 war sie Mitglied des Schriftstellerverbandes, dessen Sektion „Kinder- und Jugendbuch“ sie später leitete. Ebenfalls 1946 wurde sie Mitglied der SPD.

 

In ihrer letzten Schaffensphase wandte sie sich neben Romanen über sächsischböhmische Geschichte im 15. Jahrhundert auch biblischen Stoffen zu. Im Spiegel der Noah-Erzählung gestaltete sie 1979 aktuelle ökologische Fragen („Der grüne Zweig“); 1984 veröffentlichte sie „O Ninive! Die Geschichte des Propheten Jona“. Unter dem Titel „Luftschaukel“ erschien 1987 eine Sammlung ihrer Gedichte, in denen sie genaue Beobachtungsgabe und Mutterwitz offenbart.

 

1967 wurde ihr die Ehrenbürgerschaft der Stadt Freital verliehen, 1987 die Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Gold.

Marianne Bruns verstarb am 01.01.1994 in Dresden.

 

Autorin: Uta Hauthal


39. Frauenorte-Tafel für Marianne Bruns am 24. August 2024 eingeweiht.

 

Anlässlich Marianne Bruns 30. Todestag würdigte die Stadt Freital ihre Ehrenbürgerin mit einem Frauenort. Die Einweihung wurde von einem vielfältigen Programm begleitet. Den Beginn läutete der Poisentaler Männerchor ein. Es folgten Grußworte und Reden des ersten Bürgermeisters der Stadt Freital, Peter Pfitzenreiter, und unserer Vorsitzenden, Susanne Köhler. Im Anschluss trug die Schriftstellerin, Lyrikerin und Musikerin, Uta Hauthal, ausgewählte Gedichte Bruns' vor und las einige Passagen aus Marianne Bruns‘ „Der grüne Zweig“. In einem hurmorvollem szenischen Spiel hatte Marianne Bruns, alias Anne Kontanze Lahr, und Kolleginnen von der Spielbühne Freital noch ihren ganz persönlichen Auftritt. Ein Ständchen des Poisentaler Männerchors rundete die Veranstaltung ab.

 

Die Tafel steht im kleinen Park am Dorfplatz in 01705 Freital-Niederhäslich.


Pressestimmen:

  • Wochenkurier, 22.08.2024: https://www.wochenkurier.info/landkreis-saechsische-schweiz-osterzgebirge/artikel/frauenort-fuer-marianne-bruns
  • Sächsische Zeitung, 25.08.2024: https://www.saechsische.de/freital/kultur/frauenort-freitals-schriftstellerin-marianne-bruns-6037026-plus.html

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