Louise Otto-Peters war die bedeutendste deutsche Frauenpolitikerin des 19. Jahrhunderts und zählt als sozialkritische Autorin und Demokratin zu den herausragenden Persönlichkeiten des deutschen
Geisteslebens ihrer Zeit.
Geboren am 26. März 1819 in Meißen, wuchs sie in einem bürgerlichen, Kunst und Literatur liebenden, liberalen Elternhaus auf. Schon als junges Mädchen begann sie zu schreiben. Nach dem zeitigen
Tod der Eltern und ihres Verlobten Gustav Müller, der sie mit den Ideen der liberalen Opposition in Berührung gebracht hatte, lebte sie früh auf sich allein gestellt. Als Autorin sozialkritischer
Prosa und Lyrik sowie als Journalistin erlangte sie in der vormärzlichen Demokratiebewegung Beachtung. Ihr besonderes Interesse galt von Anfang an der Beseitigung der benachteiligten, vielfach eingeschränkten, teilweise völlig rechtlosen Stellung von Frauen in Ehe und Familie, Wirtschaft, Gesellschaft und
Staat. 1843 trat sie in den „Sächsischen Vaterlands-Blättern“ für verbesserte Bildungsmöglichkeiten für Mädchen und die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an den Angelegenheiten des Staates
ein. In der Revolution von 1848/49 sorgte sie für Aufsehen, als sie in einem „Offenen Brief“ an den sächsischen Innenminister und die Arbeiterkommission existenzsichernde Erwerbsmöglichkeiten für
Arbeiterinnen verlangte. Mit der Forderung des Stimmrechts für Frauen in der Zeitschrift „Sociale Reform“ vom Januar 1849 zählt sie weltweit zu den Vorkämpferinnen des Frauenwahlrechts. Die von
ihr zwischen 1849 und 1852 herausgegebene „Frauen-Zeitung“ diente der Verständigung über die Probleme und Interessen von Frauen in der damaligen Gesellschaft.
Nach der Niederschlagung der Revolution gehörte Louise Otto zu den politisch Überwachten und verfasste vor allem belletristische Texte und Schriften zur Kunst. Sie war viele Jahre mit dem zu
langer Zuchthaushaft verurteilten Revolutionär und Schriftsteller August Peters verlobt, bevor es 1858 zur Heirat kam. Seit 1860 lebte das Paar in Leipzig und arbeitete bis zum Tod von August
Peters 1864 gemeinsam für die „Mitteldeutsche Volks-Zeitung“. In dieser Zeit begann Louise Otto-Peters wieder zur „Frauenfrage“ zu publizieren.
Die nachhaltigste Bedeutung erlangte sie als Mitbegründerin des Leipziger Frauenbildungsvereins und als Initiatorin des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) 1865 in Leipzig. Mit dem ADF,
dessen Vorsitzende sie bis zu ihrem Tode am 13. März 1895 blieb, entstand ein gesamtdeutsch orientiertes Netzwerk lokaler Frauenvereine, das die Gesellschaft des Kaiserreichs nachhaltig
herausforderte und veränderte. Von nun an waren die ungleichen Rechte von Frauen und Wege zu ihrer Überwindung ein Thema, das aus der öffentlichen Debatte in Deutschland nicht mehr verschwand.
Louise Otto-Peters erwarb sich besondere Verdienste als Mitherausgeberin des ADF-Vereinsblatts „Neue Bahnen“, als Verfasserin frauenpolitischer Schriften sowie als Mitverantwortliche für die
ersten Massenpetitionen der deutschen Frauenbewegung an Reichstag und Länderregierungen. Sie hinterließ außerdem ein umfangreiches schriftstellerisches Werk an Romanen, Erzählungen, Novellen,
Gedichten, Theater-, Literatur- und Musikkritiken, Opernlibretti, historischen Frauenporträts sowie zahlreiche Zeitschriftenbeiträge. Die deutschen Frauen stifteten ihr im Jahr 1900 ein Denkmal
in Leipzig.
Autorin: Prof.in Dr.in Susanne Schötz