elfriede lohse-wächtler

1899-1940

Malerin der Avantgarde

Dresden

 


Foto: Nachlassverwaltende Marianne und Rolf Rosowski
Foto: Nachlassverwaltende Marianne und Rolf Rosowski

Anna Frieda, genannt Elfriede, Wächtler, geboren am 31. Juli 1899 in Löbtau/Dresden, strebte früh aus der Enge des bürgerlichen Elternhauses. Mit 16 Jahren besuchte sie von 1915 bis 1918 die Dresdner Kunstgewerbeschule. Parallel dazu belegte sie von 1916 bis 1919 Mal- und Zeichenkurse an der Dresdner Kunstakademie. Sie verkehrte in der Dresdner Bohème und befreundete sich mit Künstlern der Dresdner Sezession Gruppe 1919 darunter sozialkritische Maler wie Conrad Felixmüller, Otto Dix und Otto Griebel sowie dem Dadaisten Johannes Baader.

 

Elfriede Wächtler lebte selbstbestimmt und bestritt mit kunstgewerblichen Arbeiten wie Batiken, Postkarten und Lithographien ihren Lebensunterhalt. Über Otto Dix lernte sie den Maler Kurt Lohse kennen, den sie 1921 heiratete. Die Ehe galt als schwierig, da sich das Paar in den folgenden Jahren aufgrund verschiedener Schicksalsschläge mehrfach trennte.

1925 folgte Elfriede Lohse-Wächtler ihrem Mann nach Hamburg. Dort trat sie 1926 dem Bund Hamburgischer Künstlerinnen und Kunstfreundinnen bei. Zugleich gelang es ihr, an mehreren Ausstellungen der Neuen Sachlichkeit teilzunehmen. Infolge der prekären materiellen Lebensumstände und der belastenden Ehe erlitt Elfriede Lohse-Wächtler 1929 einen Nervenzusammenbruch und wurde in die Hamburger Staatskrankenanstalt Friedrichsberg eingewiesen. Während ihres zweimonatigen Aufenthalts entstanden die „Friedrichsberger Köpfe“, eine Werkserie aus 60 Porträts von Frauen aus dem Inneren der Krankenanstalt.

 

Nach ihrer Entlassung und endgültigen Trennung von Kurt Lohse begann für Elfriede Lohse-Wächtler eine kreative Schaffensphase. Sie tauchte ein in das Leben des Hamburger Hafenviertels, zeichnete das Leben und die Gesichter der dort lebenden Arbeiter/innen und Prostituierten, malte Orte und Tiere und stellte kunstgewerbliche Arbeiten her.

 

Die 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise verstärkte die ärmlichen Lebensverhältnisse und soziale Isolation von Elfriede Lohse-Wächtler. Mittellos kehrte sie 1931 in ihr Elternhaus nach Dresden zurück. Ihr seelischer Zustand verschlimmerte sich derart, dass ihre überforderten Eltern sie 1932 in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Arnsdorf einweisen ließen. Obwohl Elfriede Lohse-Wächtler in Hamburg durch Prof. Wilhelm Weygandt keine eindeutige Diagnose gestellt worden war, bestimmten die Ärzte in Arnsdorf ohne weitere Prüfung „Schizophrenie“. Der Befund veranlasste Kurt Lohse, sich von seiner Frau am 10. Mai 1935 scheiden zu lassen. Im selben Jahr wurde Elfriede Wächtler entmündigt und zwangssterilisiert. Ihre künstlerische Schaffenskraft erlosch vollständig. Mit 40 Jahren wurde Elfriede Wächtler in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein deportiert und dort 1940 im Rahmen der nationalsozialistischen Euthanasie-Aktion T4 vergast.

 

Elfriede Lohse-Wächtler beeindruckt durch ihre außergewöhnliche Kraft, den tragischen Verknüpfungen in ihrem Leben zu trotzen. Ende der 1980er Jahre wurde sie und ihr künstlerisches Werk wiederentdeckt und in Ausstellungen, Publikationen und Dokumentationen gewürdigt. Ihre Werke zeigen genaue Beobachtungsgabe und große Sensibilität, die den dargestellten Menschen eine Sichtbarkeit für die Nachwelt verschaffen.

 


Einweihung am 4. Dezember 2019 in Dresden

 

Siebzehnte "frauenorte sachsen" Gedenktafel hängt jetzt im Foyer der Hochschule für Bildende Künste in Dresden

 

Zur feierlichen Einweihung der Gedenktafel für Elfriede Lohse-Wächtler in der Hochschule für Bildende Künste in Dresden konnten wir viele Besucherinnen und Besucher begrüßen. Ergänzend zu unserer Tafel hat Prof. Eißner von der Hochschule ein tolles Relief zu Elfriede Lohse-Wächtler angefertigt, das genau über unserer Tafel hängt.

 

Vor der Enthüllung der Tafel gab es ein kleines Programm mit folgendem Inhalt:

  1. Begrüßung Matthias Flügge, Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden
  2. Grußwort Susanne Köhler, Vorsitzende des Landesfrauenrat Sachsen e.V.
  3. Jessica Bock, Fachbeiratsvorsitzende des Projektes „frauenorte sachsen“
  4. Ulrich Eißner, Professor für Theaterausstattung und Theaterplastik an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden (Vorstellung seiner Plastik zu Elfriede Lohse-Wächtler)
  5. Jana Droste, Kunsttherapeutin im Haus am Karswald (Vorstellung Gedenkbuch)
  6. Feierliche Enthüllung

Wir freuen uns sehr über das Interesse am Projekt und danken allen Personen, die an der Feierlichkeit beteiligt waren.


Pressestimmen:

 

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