geb. Thiermann | 1908-1996
Tanztherapeutin | Tanz- und Musikpädagogin | Bautzen
Charlotte Christine Ulbrich, geb. Thiermann, gilt als Wegbereiterin der Tanz- und Bewegungstherapie in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Geboren am 15. Oktober 1908 in Tharandt bei Dresden wuchs sie als ältestes von drei Kindern in einer musikalischen und weltoffenen Försterfamilie auf. Nach ihrem Schulbesuch legte sie 1927 das Staatsexamen als Kindergärtnerin und 1931 als Jugendleiterin am Sozialpädagogischen Frauenseminar in Leipzig ab. In ihrer Ausbildung kam sie mit der Rhythmik-Erziehung nach Émile Jaques-Dalcroze in Hellerau in Berührung. Die dort gelehrte Verbindung von Musik, Körper und Geist, die den Menschen als ganzheitliches Wesen fasst, prägte sie nachhaltig.
In Bautzen übernahm sie 1932 einen Privatkindergarten, den sie um einen Hort erweiterte und mit dem sie 1935 in das Nebengebäude der Villa Weigang einzog. Sie begann öffentliche Laien-, Märchen- und Puppenspiele anzuleiten.
1938 heiratete sie den Bühnenbildner Walter Ulbrich und wurde später Mutter von drei Kindern.
Nach der Enteignung des Kindergartens 1945 nahm sie ihre Tätigkeit zunächst in der selbstgegründeten Handwerksstube in der Karl-Liebknecht-Straße 9 wieder auf, in der sie Kurse gab. 1948 erhielt sie die Genehmigung zur musikalischen Früherziehung von Kindern in Privatunterricht. Parallel dazu bildete sie angehende Pädagog/innen in den Bereichen Singen und Tanzen aus. So entstand unter anderem das aus ihrer Feder stammende Weihnachtskinderlied „Oh es riecht gut, oh es riecht fein“.
Bis in die späten 1950er Jahre übernahm sie öffentliche Ämter, wie zum Beispiel als Mitglied im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund oder in der Beratungskommission für Leistungsschauen und führte Tanzfeste und Lehrgänge durch. Auseinandersetzungen mit den Behörden und Verhöre zu ihrer ideologischen Einstellung in der DDR zwangen sie zur schrittweisen Aufgabe ihrer ehrenamtlichen Arbeit und beruflichen Anstellung. Fortan war sie als freischaffende Tanzgruppenleiterin sowie Handpuppenspielerin tätig und pflegte Kontakte zu Tanzgruppen in der Bundesrepublik Deutschland.
Während ihrer gesamten Zeit in Bautzen widmete sie sich intensiv der frühkindlichen Erziehung, unter anderem in der Musikschule und dem Aufbau geselliger Tanzkreise, so auch im heutigen Steinhaus. Aus dieser Tätigkeit resultierte ihr Spitzname „Tanzchristel“. Christel Ulbrich war eine anerkannte Referentin und Ausbilderin in Musik und Tanz. Neben vielen Kontakten pflegte sie die Verbindung zum Leipziger Tanzarchiv, zum Zentralhaus für Kulturarbeit, zum Geselligen
Tanzkreis Dresden und zu den Rudolstädter Tanzfesten, wo sie den Meditativen Tanz einführte.
Christel Ulbrich litt früh an Rheumatismus. Zeitlebens wandte sie sich daher dem Potenzial von Tanz und Bewegung als Therapieform zu und entwickelte eine eigene Methodik, die in Sanatorien und Kliniken der DDR angewandt wurde und
mit dem staatlichen Gesundheitswesen ebenso verbunden war wie mit kirchlichen Einrichtungen, wo Christel Ulbrich ebenfalls lehrte. Seit 1992 veröffentlichte sie ihre Erfahrungen in der Arbeit mit beeinträchtigten Menschen, Kindern, Jugendlichen und Senior/innen unter anderem in dem Buch „Tanz dich gesund!“ Christel Ulbrich starb am 24. März 1996 in Bautzen.
Autorin: Dr. Theresa Jacobs
Einweihung am 2. Oktober 2018 in Bautzen
Elfte "frauenorte sachsen"-Tafel in Bautzen angebracht
Am 2. Oktober 2018 weihte der Landesfrauenrat Sachsen e.V. seine elfte Gedenktafel im Rahmen des Projektes "frauenorte sachsen" ein. Diese hängt nun am Steinhaus auf der Steinstraße 37 in Bautzen und wurde Christel Ulbrich gewidmet.
Die Tanz- und Musikpädagogin sowie Tanztherapeutin Christel Ulbrich gilt als Wegbereiterin der Tanz- und Bewegungstherapie in der DDR. Für ihr Engagement soll sie nun mit unserer Tafel geehrt werden.
Die Gedenktafel befindet sich am Steinhaus auf der Steinstraße 37 in Bautzen.
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