AUGUSTE SCHMIDT

1833-1902

Schulvorsteherin und Mitbegründerin der ersten deutschen Frauenbewegung

Leipzig


In: Gartenlaube (1871), S. 817, Reproduktion: Louise-Otto-Peters-Archiv
In: Gartenlaube (1871), S. 817, Reproduktion: Louise-Otto-Peters-Archiv

Auguste Schmidt, am 3. August 1833 in Breslau (polnisch Wrocław) geboren, engagierte sich über Jahrzehnte als Pädagogin und in Vereinsvorständen für die Mädchen-, Frauen- und Lehrerinnenbildung. Als Schriftstellerin hinterließ sie mehrere Novellen. Sie galt als humorvolle und großzügige Persönlichkeit, deren Lebensmaxime „Leben ist Streben“ war.

 

Die liberalen Eltern ermöglichten sowohl den beiden Söhnen als auch den drei Töchtern eine Berufsausbildung zur Sicherung späterer Unabhängigkeit. Nach Besuch des Lehrerinnenseminars arbeitete Auguste Schmidt ab 1850 als Erzieherin sowie als Lehrerin für Deutsch und Geschichte in Posen (polnisch Poznan), später nach einem Zusatzexamen als Vorsteherin einer Höheren Mädchenschule in Breslau. Ihr fundiertes Wissen zu künstlerischen, naturwissenschaftlich-technischen und historischen Themen erwarb sie zeitlebens berufsbegleitend selbst.

 

Ein Nervenleiden zwang Auguste Schmidt nach zehn Jahren intensiver Lehrtätigkeit zum Pausieren. Anschließende Reisen führten sie 1861 nach Leipzig. Ab 1862 unterrichtete sie hier an Ottilie von Steybers (1804–1870) Höherer Mädchenschule, die sie nach deren Tod bis 1892 als Inhaberin und Vorsteherin leitete.

 

Im Februar 1865 lernte Auguste Schmidt die für Frauenrechte engagierte Schriftstellerin Louise Otto-Peters (1819–1895) kennen und wurde deren engste Mitstreiterin. Mit Otto-Peters, von Steyber und anderen gründete sie im März 1865 den Leipziger Frauenbildungsverein. Dessen Ziel, Frauen nicht Wohltätigkeit, sondern Hilfe zur Selbsthilfe zu vermitteln, wurde in den Folgejahren vor allem durch die Schaffung von Aus- und Weiterbildungseinrichtungen erfolgreich umgesetzt.

 

Nach der Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) im Oktober 1865 in Leipzig wurde Auguste Schmidt zweite Vorsitzende und 1866 Ko-Redakteurin der ADF-Zeitschrift „Neue Bahnen“. Der ADF markiert den Beginn der ersten deutschlandweit organisierten Frauenbewegung. Er erstrebte die Gleichberechtigung der Frauen mit den Männern.

 

Auguste Schmidt war eine anerkannte, beliebte Rednerin, die dank mitreißender Rhetorik viele Mitstreiter*innen für die Frauenbewegung gewann. Auch als Verfasserin von Petitionen an Kommunen, Länderregierungen und Reichstag unterstützte sie den ADF maßgeblich. 1890 war sie Mitbegründerin des Berufsverbandes Allgemeiner Deutscher Lehrerinnenverein, 1894 des Dachverbandes Bund Deutscher Frauenvereine, dem sie bis 1899 vorstand. 1895 übernahm sie den Vorsitz im ADF. Im Interesse von Mädchen und Frauen wirkte sie zudem als Mitbegründerin der ADF Gymnasialkurse für Mädchen in Leipzig sowie als engagiertes Mitglied weiterer Vereine, so als Ausschussmitglied im Deutschen Verein für das Fortbildungsschulwesen. Die Kraft für ihr Engagement fand sie im verlässlichen Frauen-Netzwerk, darunter ihre Schwestern Clara Claus und Anna Schmidt.

 

1900 zog sich Auguste Schmidt gesundheitlich bedingt aus der Öffentlichkeit zurück. Sie starb am 10. Juni 1902 in Leipzig. Das 1910 als „lebendiges Denkmal“ eröffnete Auguste-Schmidt-Haus (Dresdner Straße 7) bestand bis 1934, wurde 1936 zwangsversteigert und 1943 durch Bomben zerstört.

 

Autorin: Gerlinde Kämmerer


In ihrem 120. Todesjahr erhält Auguste Schmidt eine Gedenktafel in Leipzig.

 

Mit Auguste Schmidt wurde gleichzeitig ein Jubiläum gefeiert, denn wir haben unseren 30. Frauenort in Sachsen eingeweiht. Die Veranstaltung begleiteten Redebeiträge von Prof. Dr. Fabian (Bürgermeister für Soziales Stadt Leipzig), Gabriele Reichel (Pressesprecherin KSV Sachsen), Astrid Pawassar (stellv. Vorsitzende LFR Sachsen) sowie Gerlinde Kämmerer (Autorin des Tafeltextes und Mitglied im Fachbeirat), die die bewegende Biografie Auguste Schmidts weiter ausführte und mit einem kleinen Stadtspaziergang an weitere Wirkungsorte Schmidts führte.

 

Die Tafel befindet sich nun an der Nordstr. 23 in 04105 Leipzig.

Kontakt

Landesfrauenrat Sachsen e. V.
Strehlener Straße 12–14
01069 Dresden

 

Telefon: 0351 / 472 10 62

Fax: 0351 / 472 10 61


E-Mail: kontakt@landesfrauenrat-sachsen.de


Internet: www.landesfrauenrat-sachsen.de

 

Gefördert durch: